GESCHICHTE der Walhalla

Zusammenfassung

Unsere Walhalla wurde 1864 mit dem Ziel gegründet, auf wissenschaftlicher, religiöser und freundschaftlicher Basis gleich gesinnte Studenten zu vereinen. Als Wahlspruch wurde „Pro Fide et Patria“ gewählt, zu deutsch „Für Treue und Vaterland“. Zusammen mit den katholischen Studentenvereinen in Berlin, Bonn, Breslau und Münster gründete Walhalla 1866 den „Kartellverband der katholischen deutschen Studentenvereine“ (KV).

Das Vereinsleben blühte in den ersten Jahren so stark auf, dass man sich 1906 dazu entschloss, das Walhallahaus in schönster Mainlage unterhalb des Käppele zu errichten. Als eins der ältesten noch erhaltenen Korporationshäuser in Deutschland überlebte unser Haus die Bombennacht des 16. März 1945 unbeschadet. Besonders in den Jahren 1925-1933 galt Walhalla als sog. Sportkorporation, was den Bau eines Tennisplatzes auf dem neu erworbenen Nachbargrundstück nach sich zog. In der Folge wurden viele Wanderpokale bei den Hochschulmeisterschaften der Uni Würzburg errungen. Selbst heute noch spielen die Walhallanen regelmäßig Tennis.

Nachdem Studentenverbindungen aufgrund ihrer demokratischen Strukturen im dritten Reich verboten wurden, gelang es bereits kurze Zeit nach dem 2. Weltkrieg, das Vereinsleben zu reaktivieren und die Mitgliederzahlen explodierten erneut.

Heute ist Walhalla ein moderner katholischer Studentenverein, der Christen mit offener Weltanschauung verschiedenster Nationalitäten und Fakultäten ohne politische Bindung vereint. Diskussionen aktueller Themen, gegenseitiger Austausch und Unterstützung in allen Lebensbereichen ermöglichen es unseren Mitgliedern seit über 150 Jahren, ihr Studium erfolgreich abzuschließen, dabei ihren Horizont zu erweitern und erste Kontakte für das spätere Berufsleben zu knüpfen.


Ausführliche Geschichte des K.St.V. Walhalla

verfasst von  H. Heß (in: 100 Jahre K.St.V. Walhalla, Würzburg 1964, S.4-6; Überschriften neu hinzugefügt)

Der »Katholische Studentenverein Walhalla« ist die älteste der Würzburger katholischen Studentenkorporationen und nach Askania-Berlin, Burgundia Berlin- Stuttgart Unitas-Breslau-Köln, Arminia-Bonn und Germania-Münster die sechst älteste im KV.

Die Albertia als Vorläufer

Die Versuche, in Würzburg eine katholische Studentenkorporation zu gründen, reichen bis in die zweite Hälfte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Im Jahre 1859 wurde in Würzburg ein katholischer Studentenverein »Albertia« gegründet. Als er jedoch dazu überging, Farben zu tragen (rot-weiß-schwarz), schieden einige Mitglieder aus, acht andere kamen im nächsten Semester nicht wieder, und so ging der Verein rasch ein. Eine Anzahl Studierender beschloss nun, einen rein theologischen Zirkel zu gründen. Dieser konstituierte sich am 02.02.1862 als »Theologengesellschaft« mit dem Zweck, die »Theologen und jene Philosophen, welche später das Studium der Theologie ergreifen würden, zu gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Unterhaltung zu vereinigen«. Im Mai 1863 entschloss man sich, die Grundlage zu erweitern und auch ehrenhafte katholische Studenten anderer Fakultäten aufzunehmen, nur sollte stets im Vorstand ein Theologe sein. Auch griff man auf Name und Farben des früheren Vereins zurück, doch wurden letztere nicht getragen. Aber auch diese zweite »Albertia« löste sich bald auf, da von ihren Mitgliedern nur wenige aus den Ferien nach Würzburg zurückkehrten.

Die Geburt der Walhalla

Die Idee der Gründung verschwand jedoch damit nicht. Im WS 1863/64 wurde eine neue Korporation gegründet, der »Theologenbund«, der bereits am 19.11.1863 im Betz’schen Garten seinen Stiftungskommers feiern konnte. Er nahm statutengemäß nur Theologen auf und solche Philosophen, die Theologie zu studieren beabsichtigten. Er bezweckte »freundliches Annähern der einzelnen Mitglieder und gesellige Unterhaltung mit wissenschaftlichen Vorträgen und Besprechungen und Erörterungen«. Wöchentlich fanden zwei Versammlungen statt, auf denen ein wissenschaftlicher Vortrag gehalten werden musste.

Im Herbst 1864 tagte in Würzburg die »Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands« (Katholiken-Versammlung). Diese empfahl die Gründung katholischer Studentenkorporationen, wie sie an anderen Universitäten, z. B. Berlin, München, Bonn, Breslau schon bestanden. Daraufhin beschloss der »Theologenbund« auf Antrag des stud. theol. Friedrich Contzen (gest. 28.5.1906 als Benediktiner in Metten), sich auf eine breitere Grundlage zu stellen. Am 14.11.1864 konstituierte er sich als »katholische Studentenverbindung«, vereinigte sich mit einer Studentengesellschaft, der auch Nichttheologen angehörten, und nannte sich »Liga« mit den Farben rot-weiß-blau. Um jedoch eine Verwechslung mit den gleichen Farben des Würzburger Corps »Rhenania« zu vermeiden, wählte man schließlich rot-weiß-schwarz. Der Wahlspruch lautete: »Pro fide et patria!«. Das erste Stiftungsfest der »Liga«, der ein Teil der Philister des Theologenbundes beitrat, wurde am 17.11.1864 im »Hutten ́schen Garten« gefeiert. Die Bestätigung der Statuten, in denen als Zweck des Vereins »Geselligkeit, Wissenschaft, Katholizität« angegeben war, erfolgte durch die akademischen Behörden ohne jede Schwierigkeit. Statt des viel angefeindeten Namens »Liga« wählte der Verein am 07.0l.1865 den Namen »Walhalla«.

Gründung des KV und die frühen Jahre

Die Generalversammlung der katholischen Vereine in Trier 1865 brachte die Trennung der katholischen Studentenkorporationen in farbentragende und nicht-farbentragende und damit die Trennung in CV und KV. »Walhalla« trat dem »Kartellverband der katholischen Studentenvereine Deutschlands« (KV) bei.

In den ersten Jahren ihres Bestehens hatte »Walhalla« unter mancherlei Anfeindungen zu leiden. Es gelang ihr aber bald, sich eine angesehene Stellung unter den Würzburger Studentenkorporationen und im KV zu erringen und bis heute zu behaupten. Aus ihren Reihen gingen angesehene Männer der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens (so die Staatsminister Dr. Krausneck, Kraus, Dr. Ankermüller, Dr. Seidel und Franken) hervor.

Das Walhallahaus 

Am 22.07.1907 konnte das Walhallahaus dem Philisterium und der Aktivitas zur Benützung übergeben werden. Viele Mühen und Sorgen waren vorausgegangen, bis die Odyssee in den alten Vereinslokalen der »Union« in der jetzigen Koellikerstraße, im »Smolensk« und im Platz ́schen Garten« ein Ende hatte. Große Verdienste erwarb sich Dr. Ignaz Bieling, der im Verein mit Dr. Ising und Dr. Johannes Lill die nötigen Grundstückserwerbungen und den Hausbau vorbereitet hatte. Erster Präsident des Hausbauvereins war Hofrat Dr. Wilhelm Diem, unter dessen Vorstandschaft das Walhallahaus erbaut wurde. Erbauer war Prof. Schulze-Naumburg, dem es gelang, eines der schönsten Studentenhäuser Deutschlands in herrlicher Lage unterhalb des »Käppele« zu errichten. Völlig unverständlich ist darum die seinerzeitige Kritik der Würzburger Spießer, die den Rohbau als Scheune bezeichneten, die nicht einmal Erker und Türme habe!

In Walhalla war bis zum 2.Weltkrieg das »norddeutsche«, genauer gesagt das rheinisch-westfälische Element überwiegend, das mit dem süddeutschen eine glückliche Mischung bildete. Um diese Walhallanen fern der alten Universitätsstadt zu sammeln, die Freundschaft zu pflegen und unter ihnen den Zusammenhalt zu fördern, wurde 1921 der »Rheinische Walhallanentag« gegründet, dem alsbald der »Westfälische Walhallanentag« folgte. Beide vereinigten sich später zum »Rheinisch-Westfälischen Walhallanentag«, heute »Nordwestdeutscher Walhallanentag« der alljährlich tagte und dem eine gewichtige Stimme innerhalb der Reihen Walhallas zukam. Um deren Gründung und Fortbestand haben sich insbesondere die inzwischen dahingeschiedenen Conphilister Dr. Peter Bieling, Dr. August Kesseler und Dr. Leonhard Ostendorf große Verdienste erworben.

Besonders in den Jahren 1925-1933 galt Walhalla als sogenannte Sportkorporation, die sich damals bei den Hochschulmeisterschaften der Universität Würzburg eine Reihe wertvoller Wanderpreise erringen und schließlich endgültig sichern konnte (so im Mannschafts-Mehrkampf, in verschiedenen Staffeln, im Hand- und Faustball). Dies war Anlass, 1926 das Nachbargründstück zu erwerben, um es zu einem Sportplatz auszubauen. Dessen Hauptteil bildete der Tennisplatz, für den 1930 ein eigenes Umkleidehaus errichtet wurde. Der Platz in seiner heutigen Form wurde so in den 70er Jahren gebaut, wie die folgenden Bilder zeigen.

Am 27.02.1934 wurde die Vereinigung der Merovingia-Rheinland mit Walhalla beschlossen, die bis zum 15.02.1955 Bestand hatte.

Walhalla im 2. Weltkrieg

Am 20.6.1938 wurde der Verein durch Erlass des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern als staatsfeindliche Organisation erklärt und deshalb auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen (!) vom 28.2.1933 aufgelöst und verboten und das gesamte Vermögen eingezogen. Das Haus diente dann zunächst einer Kameradschaft des D.St.B. als Kameradschaftshaus. Im Krieg wurden dort längere Zeit Dienststellen der Stadt untergebracht. Eigentümer wurde der Reichszweckverband Studentenhaus e.V., der es an den N.S.-Altherrenbund der Deutschen Studenten übertrug.

Der Wiederaufbau nach dem Krieg

Nach dem Zusammenbruch wurde der Hausbauverein am 22.10.1945 durch Conphilister Dr. Albert Franz zunächst inoffiziell wiedergegründet. Mehr war damals nicht möglich, da in der Amerikanischen Zone die Besatzungsbehörden der Wiedergründung von Studentenverbindungen anfänglich feindlich gegenüberstanden. Zunächst galt es, die Walhallanen wieder aufzuspüren und zu sammeln, durch die Zerstörungen des Krieges und bei den damaligen Postverhältnissen eine schwierige Aufgabe, die jedoch trotz allem befriedigend gelöst werden konnte. Das Walhallahaus hatte den verheerenden Bombenangriff auf Würzburg am 16.03.1945, bei dem die gesamte Innenstadt innerhalb des »Glacis« restlos zerstört worden war, verhältnismäßig glimpflich überstanden, war aber völlig ausgeplündert. So waren insbesondere die oben erwähnten wertvollen Sportpreise restlos »verschwunden«, von der gesamten Inneneinrichtung waren nur noch Reste vorhanden. Um seine Rückgabe zu ermöglichen, wurde auf Veranlassung des Landesamtes für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung ein rechtsfähiger Verein gebildet und ins Vereinsregister eingetragen. Dieser erhielt den Namen »Verein katholischer Akademiker Walhalla e. V.«. Damit wurden gleichzeitig die Hindernisse, die die Besatzungsmacht immer noch stellte, umgangen, denn nun konnte satzungsgemäß »jeder katholischer Akademiker« (also natürlich auch Studenten!) Mitglied werden. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Zulassung eines solchen Vereins sich länger hinausgezögert hätte, als sich mit der Rückübertragung des Vereinshauses vereinbaren ließ. Es erschien daher zweckmäßig, den ursprünglichen Plan wieder aufzugeben und die Aktivitas wieder abzutrennen. Ein entsprechender Beschluss wurde in der a.o. Generalversammlung vom 03.12.1947 gefasst. Darauf wurde der Verein am 04.06.1948 lizenziert, wie es damals so schön hieß, und alsbald ins Vereinsregister eingetragen. Dem tatkräftigen Einsatz des damaligen Vorsitzenden, Conphilister Dr. Franz, gelang es am 11.08.1948 die Rückübertragung des Walhallahauses als erstes Korporationshaus in Bayern (!) zu erreichen. Allerdings dauerte es noch bis September 1950, bis die Rotkreuz-Klinik, die nach dem Luftangriff dort untergebracht worden war, das Haus wieder räumte.

Hinsichtlich des Tennisplatzes, der nach der Beschlagnahme an einen Privaten verkauft worden war, galt ein anderes Rückerstattungsverfahren, das von Conphil. Dr. Then umsichtig betrieben wurde. Es fand durch Beschluss des Landgerichts Würzburg vom 09.02.1954 seinen Abschluss, durch den der Besitzer verpflichtet wurde, ihn uns zurückzuerstatten.

Die Wiederaufnahme des Aktivenbetriebs und die folgenden Jahre

Am 09.04.1948 fand die Gründungsversammlung der Aktivitas statt. Erster Senior nach dem Kriege war stud. iur. Hans-Georg Then, Sohn des Conphilister Dr. Ferdinand Then und Enkel des Conphilister Justizrat J. B. Then. Die Lizenzierung zog sich allerdings bei der anfangs wenig korporationsfreundlichen Haltung der Universität Würzburg, die sich erst später und dann um so gründlicher ändern sollte, bis zum WS 1949/50 hin,

Die folgenden Jahre waren ausgefüllt mit ständigen Versuchen der Aktivitas, das Korporationsleben neu zu gestalten und den veränderten Lebensverhältnissen anzupassen. Ihnen war allerdings bisher nicht immer ein bleibender Erfolg beschieden. Schwankungen von einem Extrem ins andere waren nicht selten. Am deutlichsten lässt sich dies am Beispiel der Wiedereinführung der Wichs zeigen: während die Gründungsgeneration, die teilweise noch zum Kriegsdienst eingezogen gewesen war, grundsätzlich gegen sie war, war die spätere Aktivitas dafür leicht zu begeistern, und im Laufe der Zeit war es fast so weit, dass das Farbentragen beschlossen worden wäre! Möge das beginnende zweite Jahrhundert unseres Bestehens eine behutsame, den Absichten der Gründer und der Tradition nicht widersprechende Fortentwicklung bringen!

Eine wesentliche Aufgabe des Philistertums in den Jahren nach der Wiedergründung erstreckte sich darauf, das Walhallahaus vollständig wiederherzustellen und zu modernisieren, um den Anforderungen gerecht zu werden, die heute an ein Korporationshaus mit Studentenwohnheim gestellt werden. Die Schwierigkeit bestand darin, unser Haus, das seinerzeit als reines Korporationshaus errichtet worden war und das in seinen Grundrissen und der Gesamtanlage vorgegeben war, entsprechend umzubauen. Die vielen Arbeiten wurden im Laufe der Jahre in der Hauptsache durch unseren unermüdlichen, energischen Conphilister Toni Hirth übernommen und trotz aller wirtschaftswunderlichen Schwierigkeiten rechtzeitig zum 100. Stiftungsfest zu einem glücklichen Ende gebracht, so dass sich unser Haus jetzt als ein wahres Schmuckstück zeigt. Nur die wichtigsten Arbeiten seien hier aufgeführt: vollständiger Außen- und Innenanstrich, Erneuerung des Daches, Umgestaltung des großen Festsaals, des Billardzimmers und des Vorstandszimmers, Modernisierung der Küche, Einbau einer modernen Ölheizung und eines elektrischen Aufzugs, Errichtung eines Badehäuschens und neuer Plattenbelag für die Treppe und die Diele. Sie waren nur unter großen Opfern des Philisteriums möglich, die aber gerne gebracht wurden, um unserer Walhalla auch im zweiten Jahrhundert ihres Bestehens ein gedeihliches Weiterleben zu sichern. Und deshalb zum Schluss

Vivat, crescat, floreat Walhalla!

im KV zu Würzburg